Es gibt hier keinerlei Interesse, dieses Leben zu ändern. Es zu verbessern, Träume zu verwirklichen oder Zielen hinterher zu jagen.
Denn selbst wenn alles wunderbar wäre, wenn alles auf einer Woge des Glücks dahingleiten würde, was dann?
All das wäre nur besser, solange es das Leben von Andreas ist. Solange es Jemanden gibt, der “mein” zu diesem Leben sagt. Solange die Gedanken Vergleiche anstellen zwischen damals und heute.
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Niemand, der dieses Leben in Besitz nimmt, der “mein” zu diesem Leben sagt.
Niemand, dem dieses Leben passiert – keiner, der gelebt wird.
Alles taucht innerhalb von Leben auf: Die Finger, die gerade diesen Text tippen, der ganze Körper.
Gedanken, die kommen und gehen, genau so wie Gefühle.
Andere Menschen tauchen innerhalb von Leben auf, jede scheinbare Empfindung von mir und anderen.
Geburt und Sterben tauchen innerhalb von Leben auf, diese ganze angebliche Inkarnation.
All das ist ein einzigartiger Ausdruck von Leben.
Wozu braucht es da noch irgendeine Form von Bestätigung?
Was könnten Zweifel dem je anhaben?
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Gestern habe ich geschrieben, das Sein jenseits der Sinnsuche ist einfach ein Geschenk, ganz spontan.
Um das Sein, um das Leben als das wahrzunehmen, was es ist, musst du allerdings alle deine Vorstellungen über Leben beiseite schieben. Denn sonst läuft du einfach mit deinem eigenen Maßband durch die Welt, mit dem du nachprüfst, ob alles so ist, wie du es dir wünschst.
Wie kann das gehen, keine Vorstellungen über das Leben zu haben? Keine Erwartungen an das Leben?
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Auch auf die Gefahr hin, dass es wie eine Wiederholung erscheint:
Leben kann nicht scheitern.
Du kannst eine Lebenszeit nicht verderben, in den Sand setzen, vermasseln.
Leben steht unter keinem Vorbehalt.
Es gibt für den Wert einer Lebenszeit kein, “erst wenn…”
Du bist schon längst auf der 100% Linie.
Leben kann nicht scheitern.
Leben kann nicht gelingen.
Leben kann nicht geteilt werden.
Leben ist stets ganz.
Gehen geschieht.
Sprechen geschieht.
Schlafen geschieht.
Sehen geschieht.
Schöne Gefühle geschehen.
Traurige Gefühle geschehen.
Verwirrung geschieht.
Erkenntnis geschieht.
Gedanken geschehen
Ein ganzes Leben geschieht.
Alles perfekt.
Dann geschieht die kleine Stimme in unserem Kopf:
“Es wäre besser, wenn etwas anderes geschähe.”
Wenn wir dieser Stimme glauben, entstehen sofort Probleme.
Allerdings: Probleme geschehen.
Immer noch alles perfekt.
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Häufig entsteht der Eindruck, wir stünden an einer Wegkreuzung und hätten die Wahl zwischen mehreren Wegen in unserem Leben. Und es ginge darum, eine Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung für die nächsten Jahre unserer Partnerschaft, für unseren Job, für unser soziales Umfeld, für oder gegen einen Umzug.
Und die ganze Zeit über tun wir so, als ob es dort mehrere Wege gäbe – geradeaus, links oder rechts. Das ist aber nur eine schöne Illusion unseres Verstandes.
Auf der Oberfläche dieses Planeten gibt es genau einen einzigen Weg für dich. Und das ist der Weg, den du Schritt für Schritt zum Leben erweckst – den du ganz allein Schritt für Schritt gehst.
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Welch ein Widersinn:
Das Leben ist spontan, aber wir möchten alles planen.
Da lächelt uns jemand an, aber wir reagieren misstrauisch.
Da beginnt ein neuer Tag voller Leichtigkeit, aber wir fühlen uns ganz schwer.
Der Kosmos strahlt Gewissheit aus, aber wir sind im Kern ängstlich.
Der gegenwärtige Moment schenkt uns unzählige Optionen, aber wir stecken in unseren Gewohnheiten.
Das Sein lädt uns mit einem “Bitte Schön” ein, aber wir sagen “Nein Danke”.
Irgendwie scheint das zutiefst menschlich zu sein.
Irgendwie scheint “menschlich” oft ganz schön schräg zu sein.
Jetzt im Mai spriesst die Natur mit unvorstellbarer Kraft.
Sogar mitten in der Regenrinne des Nachbarhauses gibt es ein Stück Moos, auf dem sich ein kleines grünes Pflänzchen in die Höhe reckt. Jeden Tag einige Millimeter mehr.
Unter Umständen wird der nächste Regenschauer es hinweg spülen.
Dem kleinen grünen Trieb ist das vollkommen egal. Er ist ein vollständiger, unteilbarer Ausdruck des Lebens. Perfekte Manifestation des Wunders im Alltäglichen.
Leben lässt sich nicht in Kategorien pressen.
Leben braucht keine Rechtfertigung.
Leben braucht keinen zusätzlichen Sinn.
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Wer entscheidet eigentlich?
Wie viel Entscheidungsspielräume hast du, wie viel Entscheidungsfreiheit?
In Wirklichkeit ist es ganz einfach:
Leben passiert, Kosmos passiert.
Du bist unzweifelhaft ein Teil davon.
So eng mit dem Kosmos verwoben, dass keine Nahtstelle zu finden ist.
Entscheiden tust du allerdings nichts.
Kontrollieren tust du ebenfalls nichts.
Denn es gibt nichts zu entscheiden, hat es nie gegeben.
Was du daraus machst, bleibt vollkommen dir überlassen.
Du darfst aber auch den Drücker loslassen, an dem du sitzt.
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Jeder möchte am liebsten immer der Held oder die Heldin in der Geschichte des “eigenen” Lebens sein. Denn die Heldin, die steht am Ende als strahlende Siegerin dar, bekommt den ganzen Applaus und vielleicht den Oscar obendrein.
Das wollen wir auch, so soll unser Leben sein!
Helden gibt es allerdings nur in Hollywood. Und selbst da sehen viele am Ende eines Filmes zerschunden, verwundet und abgekämpft aus.
Und wen willst du eigentlich im Leben besiegen? Gegen wen willst du kämpfen? Wer soll dir am Ende applaudieren?
Lass ruhig das Leben den Held in deinem Film sein.
Es reicht völlig, wenn du einer der Komparsen bist. Hin und wieder durch das Bild laufen, freundlich lächeln, ein paar Hände schütteln.
Mehr braucht es gar nicht von dir. Der Rest des Lebens geht eh von allein.
Komparsen gehen abends übrigens immer ganz entspannt nach Hause. Und eine gute Geschichte haben sie auch zu erzählen.
Werde doch einfach der Komparse im großen Film “deines” Lebens. Eine große Last wird von deinen Schultern fallen.
